Online-Veranstaltungsreihe

Provokation, Rebellion - Radikalisierung?
An den Schnittstellen von Pädagogik und Psychotherapie

TRIAS Berlin führt seit 2021 Online-Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themenbereichen des islamistischen Extremismus durch, die im therapeutischen Arbeitsalltag von Relevanz sein können. In diesem Jahr möchten wir das Themenfeld gemeinsam mit pädagogischen und psychotherapeutischen Fachkräften weiter erschließen und zu einem Austausch zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen anregen. Wir werden uns Bereichen widmen, die vor allem mit Aneignungs- und Zuschreibungsprozessen sowie Verhaltensweisen von jungen Menschen in der analogen und virtuellen Welt in Verbindung stehen, und die auch in anderen Phänomenbereichen des politischen oder religiösen Extremismus eine Rolle spielen können.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltungen können einzeln besucht werden; sie bauen nicht aufeinander auf. Sie erhalten je zwei Fortbildungspunkte bei der Berliner Psychotherapeut*innenkammer.

Anmeldung per Email an: heinrich.vogel@violence-prevention-network.de.

+++ Die Veranstaltungsreihe ist bereits abgeschlossen. +++

30. August 2022, 19.30–21.00h

„Einer Frau gebe ich nicht die Hand“: Jugendliche Provokation

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In Berlin wird zurzeit sehr kontrovers über angebliche provokative Einstellungen von muslimischen Jugendlichen diskutiert. Laut einer Studie beklagten sich die befragten Schulen über Verhaltensweisen von Schüler*innen gegenüber Pädagog*innen, die sie mit Radikalität und Islamismus in Verbindung brachten. Medien berichteten über „strenggläubige Muslime“, die „an immer mehr Berliner Schulen die Regeln bestimmen und ihren Mitschülern religiöse Vorschriften machen“ (FAZ). Nicht von allen Akteur*innen in dem Bereich geteilte Forderungen nach einer Registrierstelle für „konfrontative Religionsbekundung“ wurden laut, an die sich betroffene Schulen wenden sollen.

 

Worauf sind jugendliche Provokationen zurückzuführen? Wo liegen die Grenzen zwischen normaler Rebellion und Radikalisierung? Und wie können Pädagog*innen oder Therapeut*innen angemessen reagieren, wenn sie mit derartigen Situationen konfrontiert werden?

 

 

 

Referent: Götz Nordbruch, Islamwissenschaftler

27. Sept. 2022, 19.3021.00h

„Du bist fett“ – Einfluss von Online-Welten auf Hinwendungsprozesse

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Das Internet ist ein zentrales Medium der Kommunikation. Auch Menschen, die sozial isoliert sind, können über Foren, Kontaktbörsen und sogar Computer-Spiele mit anderen interagieren. Doch die digitalen Spielräume haben nicht nur positive Eigenschaften: Fake-News, Hate Speech und ge-zielte Mobbing-Attacken, die individuell, aber auch organisiert durch Subkulturen und extremistische Gruppen verbreitet werden, werden durch die Unnahbarkeit des Netzes noch befördert. Die Faszination von anonymen Regelbrüchen, der Abwertung und Terrorisierung anderer Menschen und das Hineinsteigern in Feindbilder scheinen zu einem  Massenphänomen geworden zu sein. Für extremistische Gruppen werden so ideale Bedingungen geschaffen, um Zugänge zu vulnerablen Menschen zu
finden.

 

Welche Formen des digitalen Mobbings gibt es im Internet? Wer sind diejenigen, die Hass verbreiten? Welche Rolle spielen sie bei Hinwendungsprozessen? Und wie können Therapeut*innen und Pädagog*innen Betroffenen bei der Stärkung ihrer Resilienz helfen?

 

Referent: Sören Musyal, Soziologe und Journalist

18. Oktober 2022, 19.30–21.00h

„Kehre zurück!“ – Die Rolle von Musik in der islamistischen Szene

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Musik ist ein wichtiges Ausdrucksmittel menschlicher Gefühle. Sie verbindet Individuen und kann auch innerhalb von Gruppen und Bewegungen eine wichtige Bindungsfunktion ausüben. Musik ist auch ein Instrument zur Abgrenzung und Kritik an sozialen und politischen Verhältnissen. In der islamistischen Szene üben aufgrund der verbreiteten Ablehnung herkömmlicher Instrumentalmusik Anaschid (islamische Gesänge) diese Rolle aus. Berühmt-berüchtigt wurde beispielsweise der Berliner Denis Cuspert mit seinen Anaschid für den sog. „Islamischen Staat“.

 

Welche Stilrichtungen von Anaschid gibt es? Welche Wirkung üben sie auf Menschen aus? Welche Rolle spielen sie in der islamistischen Szene? Wie könnte Musik in therapeutischen oder pädagogischen Beratungssettings eingesetzt werden?

 

 

 

 

 

 

Referent: Behnam Heidenreuter, Islamwissenschaftler